Kennst du das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen? Als würde jemand ununterbrochen an den Reglern unseres Nervensystems drehen – lauter, schneller, mehr? Willkommen im modernen Alltag. Einer Welt, die uns verspricht, alles einfacher und effizienter zu machen, aber uns gleichzeitig an den Rand der Erschöpfung bringt.
Manchmal ist alles zu viel. Dass man ständig von Reizen bombardiert wird, nie wirklich zur Ruhe kommt – und selbst wenn man sich eine Pause nimmt, dann ploppt da schon die nächste Nachricht, die nächste Erinnerung, das nächste „Du hast noch nicht geantwortet“ auf.
Digitale Reizüberflutung: Das neue Normal
Morgens gilt oft der erste Blick dem Smartphone. Über Nacht sind Nachrichten eingetrudelt, E-Mails warten auf eine Antwort, Push-Benachrichtigungen erinnern uns an Termine, Updates, Breaking News – ständig passiert etwas. Und wenn man nicht sofort reagiert, klingelt schon das Telefon. Es gibt kaum noch Pausen, in denen wir wirklich offline sein dürfen. Die Erwartung: ständige Erreichbarkeit. Die Realität: permanenter Druck. Wir leben in einer Zeit, in der ständige Erreichbarkeit zur neuen Höflichkeit geworden ist. Wer nicht sofort auf ein Mail antwortet, bekommt einen Anruf.
Schöne neue Welt der Selbstoptimierung
Während wir versuchen, im Alltag nicht unterzugehen, prasseln auf Social Media Bilder von perfekten Mahlzeiten und endlosen Anti-Aging-Hacks auf uns ein. Die Botschaft: Du musst schöner, gesünder, produktiver sein – und das am besten jetzt. Selbstoptimierung wird zur moralischen Pflicht.
Erwartungen an moderne Mütter
Doch der eigentliche Wahnsinn beginnt da, wo wir ihn am wenigsten hinterfragen: In der Rolle der Frau – genauer gesagt: der Mutter. Mütter sollen heute alles sein: liebevoll, beruflich erfolgreich, fit, stylish, immer ansprechbar – für Kind, Job, Ehemann, Lehrer. Nebenbei bitte auch noch das Haus schön dekorieren, gesunde Brotdosen basteln und regelmäßig Achtsamkeit praktizieren. Wer nicht permanent multitaskt, hat das Spiel angeblich nicht verstanden. Und wehe, man ist mal müde oder einfach leer – dann heißt es gleich: „Andere schaffen das doch auch!“ Wir leben in einem System, das uns langsam aber sicher auffrisst – mit offenen Augen und voller Geschwindigkeit. Und wir machen mit. Lächelnd. Scrollend. Funktionierend.
Spätestens dann wird’s richtig schwierig, wenn auch noch der Körper streikt. Wenn Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erschöpfung dazukommen – weil man nie zur Ruhe kommt, weil man sich selbst immer wieder hintenanstellt. Und wenn man dann ärztliche Hilfe sucht, hört man nicht selten: „Das ist der Stress.“ Als wäre das einfach Teil des Pakets, das mit „Muttersein“ geliefert wird.
Katastrophen als Dauerrauschen
Und als wäre das alles nicht schon genug, überbieten sich die Nachrichtenportale mit Schreckensmeldungen: Klimakrise, Kriege, Krisen, Katastrophen. Wir konsumieren sie zwischen zwei Terminen. Kein Tag ohne neue Schreckensmeldung. Wir fühlen uns machtlos – und gleichzeitig wie gelähmt. Wir sind erschöpft. Nicht nur körperlich, sondern vor allem mental. Unsere Gehirne laufen im Dauerbetrieb, ohne Pausen. Weil wir glauben, wir müssen. Müssen funktionieren, reagieren, leisten, up to date bleiben. Weil wir gelernt haben, dass Stillstand Rückschritt ist – und Ruhe gleichbedeutend mit Schwäche.
Und jetzt?
Vielleicht ist es genau das, was wir wieder lernen müssen: Wie man sich abgrenzt. Wie man nicht erreichbar ist. Wie man sich bewusst Zeit nimmt – für echte Gespräche, für sich selbst, für das, was wirklich zählt. Vielleicht ist digital detox nicht nur ein Trend, sondern eine echte Überlebensstrategie.
Lasst uns den Wahnsinn nicht zur Normalität machen. Lasst uns stattdessen wieder Räume schaffen, in denen Stille erlaubt ist. In denen man atmen kann. In denen es nicht darum geht, schneller, besser oder perfekter zu sein – sondern einfach nur da.
Denn manchmal ist weniger tatsächlich mehr.